Presse
Sylter Nachrichten, 1. August 2005:
Eindrucksvolle Musik in St. Severin
Junge Stipendiaten präsentierten ihr Können
Keitum – Die Deutsche Stiftung Musikleben lud am Freitagabend zu einem Sommerkonzert mit zehn ihrer Stipendiaten ein. Von Barock zur Moderne, von Kirchenmusik zu irischer Folklore – ein vielfältiges Programm gab es in St.-Severin. [...] Auch das Weimarer Bläserquintett ist mehrfacher „Jugend-musiziert“-Preisträger; drei der Bläser spielen in der Jungen Deutschen Philharmonie. Im perfekten Zusammenspiel präsentierte das Quintett Werke aus der Spätromantik.
Nordkurier, 24. Juni 2005:
Frecher Schlagabtausch von Oboe und Horn
Von Bea Bernstein
Festspiele – Weimarer Bläserquintett im Konzert der Jungen Elite im Pommerschen Landesmuseum Greifswald.
Greifswald. – Veranstalter lieben keine Bläserquintette. Im Gegenteil – sie scheinen regelrecht vor ihnen zurückzuschrecken und das Kreuzzeichen zu schlagen, falls ihnen doch mal eins zufällig über den Weg laufen sollte. Bei Bläserquintetten in der alten Besetzung mit Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott muss man eben konzentriert zuhören. Da vibrieren keine sinnlichen Cellosaiten, schmilzt keine Violinsüße und schlägt keine Schülerin der Meisterklasse ihr armes Klavier zu Kleistermasse. So gesehen, bewiesen die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern in dem Junge-Elite-Konzert am Mittwoch Abend im Pommerschen Landesmuseum Greifswald Jagdinstinkt und Mut zugleich. Jedoch war schon bei der Bearbeitung der Mozart’schen Zauberflöten-Ouvertüre klar: Mit dem Weimarer Bläserquintett, das in sich so viele Farben wie möglich vereint, einen ganzen Orchesterklang drauf hat und je nach Werk einen noblen, nachdenklichen, aber auch verdammt verwegenen Ton produzieren kann, ging nun wahrlich niemand ein Risiko ein. Die Musikstudenten fanden sich 2002 für „Jugend musiziert“ zusammen und räumten dort gleich so richtig ab: mit der Höchstpunktzahl bekamen sie den ersten Bundespreis. Seitdem folgten Preisträgerkonzerte in der Kölner Philharmonie, der Tonhalle Düsseldorf und sogar auf hoher See auf der MS Europa. Gemeinsam sind die fünf Solisten 110 Jahre alt und scheinen im Spannungsfeld von Tradition und Fortschritt einen eigenen Platz gefunden zu haben. Ein temperamentvoller Ton mit ausdrucksvoller Fülle ist den fünf Bläser eigen und wie geschaffen für das B-Dur-Divertimento von Joseph Haydn. Mit dem Bläserquintett op. 79 von August Klughardt brachte das Quintett sogar Lokalkolorit ins Konzert – war doch Klughardt zwischen 1880 und 1882 Dirigent und Operndirektor in Neustrelitz. Mit eigensinnigem Humor und klarer Linie gaben die jungen Solisten dieses Werk mit seiner purzelnden Vielstimmigkeit. Vom Aulos-Bläserquintett kennt man Jean Francaix‘ 1. Bläserquintett als brillantes Vorzeigestück. Der Spaßvogel Francaix hatte bewusst hohe Schwierigkeitsgrade für die Interpreten eingebaut. Allerdings musste er bald feststellen, dass es ein Hindernislauf mit zu hohen Hindernissen werden sollte: Sechs Jahre lang wollte sich kein Ensemble an das waghalsige Wusel-Werk trauen. Das Weimarer Bläserquintett schafft es mühelos, diesen musikalischen Spaß anzuzetteln. Der Wechsel von Horn und Oboe in der Introduktion gleicht einem frechen Schlagabtausch. Ein witziges Oboenthema wird von ulkigen Begleiteffekten des Horns vorangetrieben. Brillant syncopieren die Fünf Staccato-Rhythmen, kosten die Marsch-Parodie aus und baden in den lyrischen Passagen. Alles ist Spannung, Energie und Schabernack. Mit dieser frischen Art, an die Kammermusikliteratur regelrecht „einzufallen“ und sie vollends für sich zu erobern, wird das Weimarer Bläserquintett noch von sich hören machen. Der herzliche Applaus spiegelte die Stimmung des Publikums und die à la Bobby Mc Ferrin geräuschvoll gesungene Zugabe von reinem Bläserrepertoire eroberte auch noch das letzte Herz im Saal.