Presse
Rheinische Post, 4. Mai 2007:
„Junges Ensemble begeisterte in Kevelaer.“
VON DIETER BRUX
KEVELAER Wie beim guten Essen das erlesene Dessert die Speisenfolge krönen kann, so krönte am Sonntag im Kevelaerer Bühnenhaus das Weimarer Bläserquintett die abgelaufene und keinesfalls an Höhepunkten arme Konzertsaison.
Die einzige junge Frau unter ihnen an der Oboe war Frederike Timmermann, während Tomo Andreas Jäckel (Flöte), Sebastian Lambertz (Klarinette), Jacob Karwath (Fagott) das weitere Feld besetzten. Krankheitsbedingt gefehlt hat Stefan Schottstädt. Für ihn war Studienfreund Karsten am Horn eingesprungen im Quintett, das stehend spielte. Hier konnten die Zuhörer für sich und vor Ort selbst entscheiden, ob die von ihnen bisher bereits errungenen Förder-Preise, Ehrungen und Auszeichnungen gerechtfertigt waren oder nicht. Sie alle kennen sich seit dem Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ vor gut vier Jahren. Die fünf jungen Talente legten gleich erstaunliche Maßstäbe ihres Musizierens vor. Schon im eröffnenden Quintett stand fest, dass sie keinen „Jugendbonus“ mehr brauchen. Sie hätten sich ihn wahrscheinlich verbeten.
So bot es schon eingangs im Quintett von Anton Reicha op. 91 Nr. 3 D-Dur erstklassige Leistungen an allen Pulten, auch im kongenialen Zusammenspiel. Mit Spielfreude und Gestaltungssicherheit gingen sie an die Arbeit. War dieses Werk hier aus der schier endlosen Masse von Kompositionen Reichas gewissermaßen noch ein Warmspielstück, so wurde es bei Debussy schon sehr viel farben- und ausdrucksstärker. Es wogten die Meereswellen, es blitzte die Sonne im Meer, es wurden kompositorisch alle 2/4-Takte in Walzertakte umgedeutet, dass es seine Art hatte. Technisch wie auch interpretatorisch über jeden Zweifel erhaben.
„Kleine Kammermusik“
Nach der Pause kam Altmeister Hindemith mit seiner Kleinen Kammermusik von 1922 zu Wort. Nach Art einer vorklassischen Suite reiht er fünf Sätze locker und witzig aneinander. Vom Geschwindmarsch bis zum Pseudowalzer stellt er herrlich satte Bläserfarben her, die in kurzen Soli und Kadenzen für jedes Instrument köstliche und typische Klangfarben zur Selbstdarstellung beinhalten, einschließlich Piccoloflöte.
Das Spiel der Weimarer Bläser ziepte rhythmische Klarheit selbst in heiklen Situationen. Und die gibt es bei Hindemith genügend. Den Schluss bildeten Taffanel mit seinem Quintett g-moll. Ein ganz hervorragender Abschluss des Konzertes, der auch wieder auf höchster Ebene des virtuosen Kammermusizierens dargeboten wurde.
Fuldaer Zeitung, 19. März 2007:
„Blindes Verständnis unter den Musikern“
Weimarer Bläserquintett brilliert in der Alten Universität / Fünf große Talente
Von Nikolaus Frey
FULDA Einem jungen Ensemble, dem im Herbst 2006 mit einem Preis des ARD-Wettbewerbs gekrönten Weimarer Bläserquintett, möchte man einen erfolgreichen Weg durch die internationalen Konzertsäle wünschen. Dies ist zumindest nach den Eindrücken angebracht, welche die fünf Musiker bei ihrem Konzert in der Aula der Alten Universität Fulda hinterlassen haben.
Es wäre zu kurz gegriffen, wenn man die besondere Ausstrahlung dieser fünf Talente nur an ihren instrumentalen Fähigkeiten festmachen wollte: Am leicht fließenden Spiel des Flötisten Andreas Jäckle, am unaufdringlich führenden Oboenklang von Frederike Timmermann, am warmen, auch im unteren Register tragenden Ton des Klarinettisten Sebastian Lambertz, am bezaubernd aufblühenden Hornspiel von Stephan Schottstädt und am prägnant ausgeführten Fagottpart von Jacob Karwath.
Mehr als in diesen Einzelqualitäten liegt das Geheimnis und die Faszination dieses Quintetts in der Art des Zusammenspiels, das von großer Übereinstimmung geprägt ist. Da wären die großartigen Anfangsakkorde zu nennen: unforciert, rund und kraftvoll – feierlicher und konzentrierter hätte Mozarts Ouvertüre zur „Zauberflöte“ nicht beginnen können. Diese klangliche Konzentration setzte sich fort im Fugato des Allegroteils, wo die Präzision der Themeneinsätze an das Einfädeln einer Perlenkette erinnerte.
Untrügliches Tempogefühl
Zu erwähnen ist ferner ein untrügliches Tempogefühl, das im Schwung des Allegrospiels spritziges Musizieren maximal auszukosten versteht, ohne dass es dabei für einen der Spieler jemals „kritisch“ zu werden beginnt. Die Ecksätze von Franz Danzis Quintett g-moll klangen auf diese Weise ausgelassen und kontrolliert zugleich.
Wenn von sicherem Tempo die Rede ist, müssen auch die langsamen Sätze genannt werden: Bei Danzi, mehr sogar noch im Quintett D-Dur von Anton Reicha. Ruhig fließende Melodiebögen und beseelt gestaltete Phrasen machten diese Adagio-Kunst zu musikalischen Höhepunkten des Abends.
Neben den Werken der klassischen Periode wurden auch zwei Kompositionen des 20. Jahrhunderts aufgeführt: Die „Sechs Bagatellen“ (1953) von György Ligeti und die „Five Easy Dances“ (1956) von Denes Agay. Bei Ligeti überzeugte das Ensemble mit einer Perfektion des rhythmischen Zusammenspiels, vor allem wenn mehrere unterschiedliche Bewegungen gleichzeitig abliefen, die so mühelos gelang, dass sich Räume für Humor und spielerische Freiheit auftaten.
Die Schärfe der Dissonanzen und die Unerbittlichkeit von ostinaten Rhythmen erhielten dabei einen neuen Charakter, dessen Schwerelosigkeit sich in dem leisen Witz der Fagott-Schlusstöne auflöste. Die Tänze von Agay hielten als Komposition dem Niveau der sonstigen Werke nicht ganz stand, waren jedoch – da sie mit Augenzwinkern musiziert wurden – ein vergnüglicher und köstlicher Abschluss dieses überaus genussreichen Konzertabends in Fulda.
Nordfriesische Nachrichten, 12. Januar 2007:
„Klangvoller Auftakt bei den Musikfreunden“
Beim Neujahrskonzert des Vereins der Musikfreunde in Leck und Umgebung begeisterte das „Weimarer Bläserquintett“ seine 180 Zuhörer mit einem Programm, wie es anspruchsvoller und abwechslungsreicher kaum vorstellbar ist.
Fünf junge Bläser bestritten beim Neujahrskonzert ein anspruchsvolles Programm. Mit 180 Zuhörern verzeichneten die Veranstalter einen Rekordbesuch.
Leck Beim Neujahrskonzert des Vereins der Musikfreunde in Leck und Umgebung begeisterte das „Weimarer Bläserquintett“ seine 180 Zuhörer mit einem Programm, wie es anspruchsvoller und abwechslungsreicher kaum vorstellbar ist. Mit Hinweis auf den Rekordbesuch kündigte Michael Hoppe als 1. Vereinsvorsitzender in seiner launigen Begrüßungsansprache scherzhaft an, im Jahre 2007 nur noch Neujahrskonzerte anbieten zu wollen.
Die Rolle des Sprechers der fünf jungen Bläser, deren perfektes Zusammenspiel schon die Juroren so manchen nationalen und internationalen Musikwettbewerbs zur Vergabe renommierter Preise veranlasste, übernahm der Klarinettist Sebastian Lambertz. Er führte das Publikum durch das Programm, dessen Beiträge er und seine musikalischen Mitstreiter – Tomo Andreas Jäckle (Travers- und Piccoloflöte), Frederike Timmermann (Oboe), Stephan Schottstädt (Horn) und Jacob Karwath (Fagott) – zusammengestellt hatten. Durch seine für jedermann verständlichen Ausführungen zeige er den Konzertgästen wertvolle Hörperspektiven auf, die ihnen das mitdenkende Verfolgen der in ihrer Art rundverschiedenen Werke, die den Zeitraum von der Frühklassik bis zur Gegenwart abdeckten, in hohem Maße erleichterten.
Am härtesten gefordert waren nicht nur die hervorragend aufspielenden Musiker sondern auch ihr Publikum bei den „Sechs Bagatellen“ von György Ligeti. Diese Sätze verfasste der ungarische Komponist ursprünglich für das Klavier, schrieb sie später aber für Bläserquintettbesetzung um. Von der Entwicklung der westeuropäischen Zwölftonmusik isoliert, stellte er sich die Aufgabe, sich mit einem eingeschränkten, jedoch von Bagatelle zu Bagatelle erweiterten Tonmaterial mit der ungarischen Volksmusik auseinander zu setzen. Das Ergebnis war alles andere als Folklore, sondern das strikte Einhalten eines in seiner Art einmaligen Kompositionsprinzips, das zu Klängen führte, die an Béla Bartók und Igor Strawinsky erinnern. Als zweites Werk aus dem 20. Jahrhundert spielte das Weimarer Bläserquintett mit sichtlicher und hörbarer Freude und viel Temperament die eine Dorfmuik karikierende „Kleine Kammermusik“ (op. 24/2) auf, wobei ihnen die Parodie eines Walzers besonders amüsant gelang.
Begonnen hatte das Konzert mit einer meisterlichen Bearbeitung der feierlichen Ouvertüre zur Oper „Die Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart, einer „Harmoniemusik“ im klassischen Sinne, bei der sich die Zuhörer genüsslich zurücklehnen konnten. Keine Probleme bereiteten ihnen auch die Werke zweier – miteinander befreundeter – Meister, die sich um die „Geburt“, die Verbreitung und das Ansehen des Holzbläserquintetts (unter Einbeziehung des Waldhorns) in besonderem Maße verdient gemacht haben: die Bläserquintette g-moll (op. 56 Nr. 2) von Franz Danzi (1763 – 1826) und D-Dur (op. 91 Nr. 3) von Anton Reicha (1770 – 1836). Beide Kompositionen zeugen von großem Ideenreichtum ihrer Autoren, Melodien zu erfinden, immer neue Klangbilder zu schaffen und alle erdenklichen Stimmungen – von ausgelassener Fröhlickeit bis zu tiefernster Nachdenklichkeit – zum Ausdruck bringen. ULRICH JESS